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Gipskarst

Gipskompromiss führt zu Gipsabbau am Lichtenstein bei Osterode

Von Dr. Wolfgang Wegener (Leserbrief)

In das Loch passt die Sösetalsperre

1981 hat das Land Niedersachsen der Firma Rigips Abbaumöglichkeiten auf dem Standortübungsplatz der Bundeswehr eingeräumt, große Gipsvorkommen in Bodenwerder nachgewiesen und Millionen Steuergelder gegeben, damit sich diese dafür vertraulich verpflichtet. ihre Förderung auf Muschelkalkgips umzustellen und so unseren Zechsteingips in Osterode mittelfristig in Ruhe zu lassen. Zu diesem Vertrag stellte die Landesregierung in der weißen Mappe 1982 zutreffend fest: "Zwischen dem Land und der Gipsindustrie war vereinbart worden, dass ein wesentlicher Teil der Summe aus dem Vergleich Hainholz für die Erschließung dieser neuen Lagerstätten verwendet werden soll, wobei allen Beteiligten klar war, dass weitere Abbaugenehmigungen im Vorharzgebiet für naturhafte Flächen grundsätzlich nicht mehr in Betracht kommen. Das Hainholz ist für den Naturschutz gesichert. Auch der Lichtenstein steht seit Jahren unter Naturschutz. Dieser Bereich muss, ebenso wie das Hainholz, in seiner Gesamtheit erhalten werden. Ein Gipsabbau kann auch in Randbereichen nicht zugelassen werden".

Nachdem Rigips Millionen kassiert hat, will das Land 1988 plötzlich doch den Abbau am Lichtenstein zulassen (euphemistisch Gipskompromiss genannt). Ich empfinde es als skandalös, dass der Öffentlichkeit vorenthalten wird, warum von dem Vertrag von 1981 abgewichen wird und welche zusätzlichen Verträge, (Handschlag)Abkommen oder sogar Geldzahlungen hier evtl. im Hintergrund stehen. Wir sprechen immerhin bei 20 Mio. t Gips von einer Abraummenge von 34 Mio. t, d. h. von einem Loch, in das die Söse- oder Odertalsperre hineinpassen würde (das sollte auch den Eigentümern der Fläche klar sein). Es handelt sich dabei nicht um irgendeinen Kartoffelacker, sondern um europaweit einmalige Biotope.

Wenn das ein Kompromiss sein soll, dann frage ich, wer hat was gegeben, wer hat was genommen, und dürfte man vielleicht mal was Schriftliches sehen? Für mich gibt es keinen Grund, dass die Stadt Osterode den Flächennutzungsplan ändert, auch wenn dieser der Gipsindustrie und Herrn Schröder wohl quer im Hals steckt. Schröder denkt an die Landtagswahl und Wählerstimmen in Bodenwerder (bei Rigips). Wir in Osterode wollen aber nicht einen wichtigen Standortvorteile für dringend erforderliche Neuansiedlungen von Industrieunternehmen verlieren. Zudem hat das Management von Rigips mit dem Vertrag von 1981 auch die Verantwortung für die Arbeitsplätze im Fall der Vertragserfüllung übernommen und nun 12 Jahre Zeit gehabt.

Wird der Osterode Gips überhaupt gänzlich in Niedersachen verarbeitet? Sollte Rigips die Abbaurechte verkaufen, stehen alle die als Blauaugen da, die unsere Heimat für Rigips-Arbeitsplätze opfern wollen, denn Rigips dürfte schon seit längerem Gips (u. a. aus der Rauchgasentschwefelung) bis zur Halskrause stehen. Ich fordere aufgrund meines jetzigen Kenntnisstandes alle in Stadt, Kreis und Land auf, unverzüglich alles zu tun, damit unsere Heimat geschätzt wird. Mag es bei der Landespolitik vielleicht noch (mir unbekannte) übergeordnete Gründe geben, fehlt mir jedes Verständnis für die Kommunalpolitiker in Kreis und Stadt: Welche Vorteile bringt dieser Abbau denn für Osterode? Im Zusammenhang mit dem sog. Gipskompromiss darf kein Raum für Spekulationen bleiben, die Osteroder haben ein Anrecht darauf, genau zu erfahren, wofür dieses Opfer gebracht werden soll.

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